Impulsantworten Erstellen

Impulsantwort Erstellen: Knallen und Sweepen

Eine Impulsantwort trägt also die akustischen Informationen, die später ein Faltungshall Plug-in zum Verhallen benötigt. Zur Erzeugung von Impulsantworten benötigt man ein lautes Signal, das Echos über das gesamte Frequenzspektrum erzeugt. Das Einfachste, natürlich vorkommende Geräusch, dass sämtliche Frequenzen abdeckt, ist ein lauter Knall oder Gewehrschuss.

Dann mal her mit der Kanone

Ein lauter Knall kann auf verschiedene Weise erzeugt werden. Tatsächlich eignen sich Schreckschuss- oder Starter-Pistolen besser als Opa's alte Knarre vom Dachboden. Akustiker zerplatzen für ihre Messungen gerne Luftballone. Selbst in grossen Räumen können Luftballone höllisch laut sein, wie ich selber herausgefunden habe.
Sind keine Luftballone oder Pistolen vorhanden, kann man auch auf sogenannte 'Schussklappen' zurückgreifen. Durchs Zusammenschlagen zweier flacher Bretter (ähnlich einer Filmklappe) werden im Theater zum Teil noch heute voller Stolz lächerliche lausige Gewehrschüsse erzeugt. Und wer's so richtig Laut machen will, jagt auch gerne Mal Zimmermannsnägel mit der Nagelpistole ins Betonfundament.

Nachteile Knallverfahren

Knallverfahren machen sicherlich Spass (Nagelpistole). Sie bergen jedoch das eine oder andere Risiko, sich selbst oder andere Mitmenschen taub zu machen oder beim Hantieren mit Schusswaffen in der Menschenmenge, diese allenfalls in Panik zu versetzen.

Auch ist ein Knall unberechenbar. Er lässt sich nicht exakt reproduzieren und ist mal lauter mal leiser. Auch sind Knall-Impulse schwierig Aufzunehmen, da sie äusserst dynamisch sind und nur durch mehrere Versuche eingepegelt werden können. Ein lauter Knall kann nicht nur schnell den Vorverstärker übersteuern, sondern auch das Mikrofon selbst. Übersteuerte oder verzerrte Impulsantworten sind Dumpf und schnell unbrauchbar.

Mit Sweeps zur Impulsantwort

Findige Wissenschaftler haben herausgefunden, dass man ein Signal mittels mathematischer Gleichung in Sinustöne auftrennen kann. Mittels mathematische Faltung ist es also möglich, unser Knall als Sinussignal darzustellen. Für uns ergibt sich also ein Audiosignal, das man über einen Lautsprecher wiedergeben kann. Um das gesamte Frequenzspektrum abzudecken, ist unser Signal ein in der Frequenz ansteigendes Sinussignal das durch das gesamte Frequenzspektrum von 20-20'000Hz steigt (Sweept).

Ich hoffe, das Wort 'Lautsprecher' reicht hier aus für ein paar Freudenschreie, denn Wiedergabe per Lautsprecher heisst:

  • reproduzierbar
  • kontrollierbares Signal
  • kontrollierbare Lautstärke

Wiedergabe per Lautsprecher heisst aber auch:

  • Lautsprecher mitnehmen
  • Lautsprecher herumtragen
  • und nicht zu unterschätzen: Lautsprecher brauchen Strom.

Hm.

Da Sweeps jedoch niemals so dynamisch wie ein Knall oder ein Schuss sind, sind sie bezüglich Soundpegel um einiges Pflegeleichter und lassen sich viel exakter auf einen optimalen Level einpegeln. Auch lässt sich ein Sweep beliebig oft reproduzieren, oder zumindest so lange wie es die Mitmenschen ertragen, denn auch der Nervfaktor von lauten Sweeps ist ebenfalls nicht zu unterschätzen.

Impulsantworten mit Sweeps bilden hier also die Alternative zu den Knallverfahren. Leider ist es jedoch mit der Aufnahme von Sweeps nicht getan. Wie oben erwähnt müssen Sweeps erst in Impulsantworten umgewandelt werden. Erst dann hat man eine Impulsantwort die angewendet werden kann. Diese Umwandlung von Sweeps in Impulsantworten ist ein mathematischer Prozess und wird mittels Dekonvolution erreicht.

Dekonvolution von Sweeps

Dekonvolution meint 'Entfaltung', hier eher im mathematischen Bereich als im kreativen. Faltung und Entfaltung sind mathematische Transformationen, die in der Ton und Bildbearbeitung allerlei Anwendung findet. Mit dem Verfahren der Dekonvolution ist es in unserer Anwendung möglich, ein Sinus-Sweep Signal in eine Impulsantwort zu transformieren.

Unter Dekonvolution findet Ihr weitere Informationen, Formeln und Beispiele, falls jemand seine Sweeps selber mit dem Taschenrechner umrechnen möchte.

Autor: Guido Helbling, Avosound

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