Autor: Guido Helbling, Avosound - updated am 20. Juni 2017
Bevor wir mit dem Erstellen von Impulsantworten beginnen, sollten wir uns mit dem Prinzip und der Arbeitsweise von Faltungshall vertraut machen. Da der Hall, der aus Faltungshallprogrammen stammt, aus Impulsantworten entstanden ist, schauen wir uns diese nun mal genauer an.
Was ist eine Impulsantwort?
Eine Impulsantwort ist wie der Name schon sagt, ein kurzes Impulssignal, das ähnlich wie ein Gewehrschuss tönt. Sie ist vergleichbar mit einem akustischen Fingerabdruck und enthält alle Informationen über die Akustik eines Raums. Wenn man's ganz exakt Ausdrücken will: Die Impulsantwort enthält alle Informationen über die Akustik eines Raums an der jeweiligen Mikrofonposition. Denn wenn mehrere Impulsantworten parallel aufgenommen wurden, enthält jede Impulsantwort ihre eigenen, spezifischen Informationen von ihrer Position. Aufgrund dieser Unterschiede kann man mehrkanalige Hallsignale, von Stereo bis zu Auro-3D® 11.1 realisieren, doch dazu später.
Zusammensetzung einer Impulsantwort
Abbildung 3: Impulsantwort mit Direktschall, ersten Reflexionen und Nachhall
Eine Impulsantwort besteht aus Direktschall, ersten Reflexionen und dem Nachhall. Je nach Aufnahmeposition sind die Anteile von Direktschall, Reflexionen und Nachhall entsprechend verteilt: Je näher an der Schallquelle aufgenommen wurde, umso ausgeprägter ist natürlich der Direktschallanteil, wie man an der starken Einstiegsamplitude in Abbildung 4 sehr schön erkennen kann. Je weiter man sich von der Schallquelle entfernt, umso stärker befindet man sich in den frühen Reflexionen und im Nachhall. Abbildung 5 zeigt eine diffuse Aufnahme mit kaum noch vorhandenen Direktschall, dafür mit grossem Nachhall.
Hört man sich die Impulsantworten an, kann man Aufgrund der klanglichen Beschaffenheit einer Impulsantwort selber schon einiges über den Raum und den Hall aussagen, den sie erzeugen wird.
kurze Impulsantwort mit einem starken Anteil an Direktschall. Nach 0.4 Sekunden ist kaum noch ein Nachhall vorhanden.
Impulsantwort mit kaum noch vorhandenem Direktschall, dafür grosser und langer Nachhall
Die Impulsantwort in Abbildung 4 verfügt im Gegensatz zu Abbildung 5 über eine stark Start-Amplitude, was auf viel Direktschall hinweist. Dies ist nur möglich, wenn der Abstand vom Mikrofon zur Schallquelle deutlich innerhalb des Hallradius liegt. Abbildung 3 verfügt über keinen wesentlichen Anteil an Direktschall und besteht praktisch nur noch aus dem Nachhall, was ein entsprechend diffuses Klangfeld ergibt. Auch schwingt bei der Impulsantwort in Abbildung 4 der Nachhall bei 1 Sekunde immer noch aus, was auf einen grossen und halligen Raum hinweist. Im Gegensatz dazu ist in Abbildung 4 schon nach 0.4 Sekunden Stille eingekehrt.
Generell lässt sich also sagen, dass eine kurze Impulsantwort mit viel Direktschall-Anteil einen kleinen und trockenen Raum erzeugt. Bei grösseren Räumen wird mit zunehmendem Abstand zur Schallquelle der Anteil des Direktschalls kleiner, jedoch der Nachhall umso ausgeprägter, was ein diffuseres Klangbild ergibt.